Vom Reaktor in den CASTOR: Ausgediente Brennelemente vom Kernkraftwerk Brokdorf ins Zwischenlager transportiert

BROKDORF – Auf einem Sattelschlepper werden 120 Tonnen schwere Gusseisen-Behälter im Schritttempo vorsichtig über das Gelände des Kernkraftwerks Brokdorf gezogen. Ihr Ziel: der Empfangsbereich des Zwischenlagers. Dort angekommen befördert ein Team von Ingenieuren, Technikern und Strahlenschützern die Behälter mit Hilfe eines gewaltigen Krans zunächst in den Wartungsbereich der massiven Stahlbetonhalle. Hier erfolgt eine streng durch Aufsichtsbehörde und Gutachter überwachte Eingangskontrolle der über sechs Meter hohen Behälter. Ihr Inhalt: ausgediente Brennelemente aus dem Betrieb des Kernkraftwerks Brokdorf.

Bis Ende 2025 soll das Kernkraftwerk an der Unterelbe brennstofffrei sein. In einer ersten von insgesamt sieben Kampagnen hat ein Team von Spezialisten nun fünf Behälter mit abgebrannten Brennelementen beladen und in das von der bundeseigenen BGZ betriebene StandortZwischenlager in direkter Nachbarschaft des Kraftwerks gebracht, wo die CASTOR-Behälter sicher bis zur Abgabe an ein Endlager aufbewahrt werden. Dieser Vorgang ist ein Meilenstein auf dem Weg zum Rückbau des Meilers, der sich nach seiner Stilllegung im Dezember 2021 im sogenannten Nachbetrieb befindet.

„Während die Beladung und der Transport der fünf CASTOR-Behälter Aufgabe des Kraftwerksbetreibers, der PreussenElektra GmbH, ist, kümmern sich unsere Fachleute um die Handhabung der Behälter im Zwischenlager. Speziell geschultes Personal trägt während der gesamten Kampagne dafür Sorge, dass die Behälter mit zwei Deckeln sicher verschlossen und frei von radioaktiver Kontamination sind“, erklärt Finn Harders, Leiter des Strahlenschutzes bei der BGZ am Standort Brokdorf.

Nach der Eingangskontrolle wird jeder Behälter mit dem Kran auf den eigens für ihn vorgesehenen Stellplatz in der Halle gebracht und dort an das Überwachungssystem angeschlossen. Denn die Dichtheit beider Deckel jedes Castor-Behälters im Zwischenlager wird mit Hilfe dieses Behälterüberwachungssystems kontrolliert. Dabei erfasst ein im äußeren Deckel eingebauter Druckschalter den Überdruck im Sperrraum zwischen den beiden Deckeln und überwacht damit die Dichtheit des gesamten Deckelsystems. Für den extrem unwahrscheinlichen Fall einer Deckelundichtigkeit ist vorgesorgt: „Im Wartungsbereich des Zwischenlagers könnten im Bedarfsfall alle notwendigen Reparaturen durchgeführt werden, ohne dass ein Behälter geöffnet werden muss“, erläutert Harders.

Insgesamt stehen in deutschen Zwischenlagern etwa 1.200 Transport- und Lagerbehälter. In Brokdorf sind es aktuell 40. Wenn alle vorgesehenen Brennelemente und Rückführungsabfälle eingelagert sind, werden es rund 84 Exemplare sein. Im Jahr 2030, nachdem alle deutschen Kernkraftwerke brennstofffrei sind, werden in Deutschland rund 1.900 Behälter mit hochradioaktiven Abfällen aufbewahrt. Sobald ein Endlager für diese hochradioaktiven Abfälle gefunden ist und in Betrieb geht, werden alle Behälter schrittweise aus den Zwischenlagern zum Endlager abtransportiert. Bis dahin ist die BGZ für die sichere Zwischenlagerung verantwortlich – auch lange, nachdem das Kernkraftwerk verschwunden und am ehemaligen Standort nur noch eine grüne Wiese zu sehen ist.

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