WÜRGASSEN – In diesen Tagen werden in der Region rund um das geplante Logistikzentrum Konrad in Würgassen vermehrt Fragen unter anderem an Kandidat*innen für die Landtagswahl im benachbarten Niedersachsen gestellt. Die BGZ nimmt die öffentliche Debatte zum Anlass, auf diese Fragen und Kritik zu reagieren.
Gleichzeitig weist der Generalbevollmächtigte der BGZ für das Logistikzentrum Konrad (LoK), Christian Möbius, darauf hin, dass eine Vielzahl der Fragen bereits seit langem und wiederholt vom Essener Unternehmen beantwortet wurden – im direkten Gespräch, auf Podiumsveranstaltungen und im Internet. Möbius bot den Kritiker*innen des Bauvorhabens weiterhin den direkten Dialog an: „Lassen Sie uns miteinander statt übereinander reden.“
Die Kostenfrage
Von Kritiker*innen wird regelmäßig behauptet, das geplante Logistikzentrum sei nach Abwägung von Kosten und Nutzen gegenüber einer dezentralen Anlieferung an das Endlager Konrad nicht wirtschaftlich. Das ist falsch. Für die BGZ ist auch der Aspekt der Wirtschaftlichkeit ein Faktor, der neben weiteren Gesichtspunkten, wie insbesondere der Sicherheit und der beschleunigten Entsorgung der schwach- und mittelradioaktiven Abfälle, eine angemessene Berücksichtigung findet. Selbstverständlich hat eine Wirtschaftlichkeits-betrachtung für das LoK stattgefunden. Im Ergebnis ist der Bau und Betrieb des LoK deutlich wirtschaftlicher gegenüber einer dezentralen Anlieferung. Allein die durch das LoK verkürzte Einlagerungszeit im Endlager Konrad um rund zehn Jahre reduziert die Betriebskosten des Endlagers. Gleichzeitig entfallen auch wesentliche Teile der Betriebskosten der dezentralen Zwischenlager im genannten Zeitraum durch deren vorzeitige Leerung.
Die Standortfrage
Die Frage, warum das LoK nicht unmittelbar am Standort des Endlagers Konrad gebaut werden kann, hatte die Entsorgungskommission (ESK) des Bundes bereits 2018 in einer Stellungnahme benannt. Auf dem Gelände des Endlagers selber steht nicht ausreichend Platz für das LoK zur Verfügung. Die benachbarten Flächen am Endlagerstandort können von der BGZ aufgrund der Besitzverhältnisse nicht genutzt werden. Bei der anschließenden Standortempfehlung der BGZ erwies sich Würgassen auf dem Gelände eines ehemaligen Kernkraftwerks – auch unter wirtschaftlichen Gesichtspunkten – als am besten geeigneter Standort. Dieser liegt auch innerhalb der von der ESK empfohlenen maximalen Entfernung von 150 bis 200 Kilometer vom Endlager Konrad.
Die Abstandsfrage
Weder das Strahlenschutzgesetz noch die Strahlenschutzverordnung kennen einen Mindestabstand zwischen einer Einrichtung wie dem LoK und einer Wohnbebauung. Ausschließlich entscheidend ist, wie hoch eine mögliche Strahlenexposition sein kann. Die BGZ hat von Anfang an deutlich gemacht, dass die vom LoK ausgehende Strahlung sich bereits am Anlagenzaun im Bereich der natürlichen Hintergrundstrahlung bewegen wird – und damit weit unterhalb der geltenden Grenzwerte. Der Abstand von 300 Meter zur geschlossenen Wohnbebauung wurde von der BGZ freiwillig als zusätzliches Kriterium bei der Flächensuche eingeführt, um Standorte innerhalb eines Siedlungsgebietes von Städten oder Dörfern von vornherein auszuschließen. Alle von der ESK geforderten Nachweise und Untersuchungen wird die BGZ im Genehmigungsverfahren selbstverständlich erbringen.
Die Frage des Strahlenschutzes
Unbestritten führt der Betrieb des LoK zu zusätzlichen Transporten von radioaktiven Abfällen in der Region. Die BGZ hat daher im vergangenen Jahr zusammen mit einem externen Dienstleister die potenzielle Strahlenexposition von Personen, die sich in der Nähe der Transporte aufhalten, in zwei repräsentativen Szenarien berechnet. Theoretisch müssten demnach an einer Person pro Jahr mehr als 4.000 Lkw-Transporte im Abstand von zwei Meter oder knapp 18.000 Züge im Abstand von fünf Meter vorbeirollen, um den zulässigen Jahresgrenzwert von 1 Millisievert zu erreichen. Dieser Wert kann real tatsächlich bei Weitem nicht erreicht werden, weil die Zahl aller jährlichen Transporte zum und vom LoK deutlich geringer ist. Zum Vergleich: Es werden mit maximal 20 Lkw- oder zehn Zugfahrten pro Tag (inklusive Leerfahrten) gerechnet.
Die Transportstrecken-Frage
Die BGZ hat, anders als behauptet, keine Straßen für ihre Transporte zugrunde gelegt, die noch gebaut werden müssen. In einer Studie eines beauftragten Dienstleisters wurden fünf vorhandene Transportrouten identifiziert, die allesamt für den Lkw-Transport ausgelegt und zugelassen sind. Die Zahl von maximal 20 Lkw pro Werktag (montags bis freitags) erhöht das Lkw-Aufkommen in der Region nur marginal – allein 1.000 Lkw/Tag passieren bereits jetzt die Ortsdurchfahrt Beverungen. Eine weitere Studie hat ergeben, dass die Züge zum und vom LoK problemlos in den Schienenpersonenverkehr der Sollingbahn integriert werden können und die Strecke für den Güterverkehr zugelassen ist. Wäre dem nicht so, würden dort auch keine Personenzüge verkehren. Die Bahnstrecke Ottbergen – Bodenfelde ist aus zwei Richtungen zu befahren, damit ist selbst bei einer Störung auf den Gleisen immer der Transport in eine Richtung möglich. Darüber hinaus sind die behaupteten Zahlen von „bis zu 100 Lkw täglich“ oder „zehntausenden Atommülltransporten“ völlig aus der Luft gegriffen.
Die Frage nach Jobs und Tourismus
Der BGZ vorzuwerfen, sie schade mit gut bezahlten Jobs im LoK dem Wirtschaftsstandort, ist unlogisch. Ein solcher Effekt ist der BGZ noch nie an einem ihrer vielen Standorte begegnet. Vielmehr wird der Bau des LoK die örtliche Wirtschaft fördern – Handwerker*innen und Dienstleister*innen werden profitieren.
Mit dem Betrieb des LoK sind aus Sicht der BGZ und mit Blick auf die Erfahrungen der BGZ an ihren anderen Standorten auch keine negativen Folgen für den Tourismus zu erwarten. Dies hat auch erst kürzlich eine Untersuchung im Auftrag des Unternehmens ergeben. Bislang hat auch der bisherige Kernkraftwerk- und Zwischenlagerstandort Würgassen dem Tourismus im Weserbergland keinen Abbruch getan. Die Kritiker*innen des LoK beziehen sich aktuell auf einen Zeitungsbeitrag über eine Studie aus der Schweiz. Diese beschäftigt sich allerdings mit möglichen Auswirkungen auf den Tourismus durch den Bau eines Endlagers für unter anderem hochradioaktive Abfälle – und eben nicht mit einem Logistikzentrum für schwach- und mittelradioaktive Abfälle an einem ehemaligen Kernkraftwerksstandort.
Die Frage nach der Sicherheit
Im LoK werden nur Behälter verladen und gelagert, die nicht brennbar sind. Der Abfall ist darin fest verschlossen, teilweise zusätzlich in Beton vergossen und wird nicht entnommen oder umgelagert. Die Brandlast im LoK beschränkt sich daher auf elektrische Anlagen und Maschinen mit Hydraulikölen – ist also vergleichbar mit jedem anderen Industriebetrieb. Folglich ist auch die Brandbekämpfung für die örtlichen Feuerwehren möglich. Die BGZ unterstützt die Wehren gerne dabei mit Know-how, Technik und Personal. Damit hat das Unternehmen bereits sehr gute Erfahrungen an anderen Standorten gesammelt.
Die Frage nach Familien und Immobilien
Die Nachfrage nach Baugrundstücken und Immobilien ist auch im Weserbergland ungebrochen. So übersteigt beispielsweise die Nachfrage nach Grundstücken bauwilliger Familien das Angebot der Kommune. Die Aussicht auf ein Logistikzentrum für schwach- und mittelradioaktive Abfälle bremst also das Ansiedlungsinteresse nicht. Eine Erhebung der BGZ an ihren anderen Standorten hat zudem ergeben, dass dort ein Absinken der Immobilienpreise nicht nachweisbar ist – im Gegenteil. Zum Teil steigen die Preise sogar überdurchschnittlich. Die Behauptungen der Kritiker*innen, Familien würden das Weserbergland meiden und die Immobilienpreise sinken, entbehren daher jeder Grundlage.
Die Personalfrage
Die Kritiker*innen stellen einen Zusammenhang zwischen dem Wechsel des Geschäftsführers der BGE zur BGZ im Jahr 2018 und der Entscheidung für den Standort Würgassen her. Belege dafür bleiben sie schuldig – verständlich, denn es gibt keine. Die BGZ weist diese haltlose Spekulation daher entschieden zurück.
Und zum Schluss: die Frage nach dem Geld
Mit Unterstützung des Bundesumweltministeriums (BMUV) hat die BGZ der Stadt Beverungen Gespräche über einen möglichen Ansiedlungsvertrag vergleichbar mit den BGZ-Standortkommunen Ahaus oder Gorleben angeboten. Mit diesem Vertrag hat die Kommune die Möglichkeit, etwa die Betriebszeit des LoK festzuschreiben und natürlich auch einen finanziellen Ausgleich für etwaige Belastungen zu regeln. Bislang ist die Kommune auf dieses Angebot nicht eingegangen.
Hintergrund: Die BGZ hat nach einer Untersuchung von 28 potenziellen Flächen entschieden, ein Logistikzentrum für das Endlager Konrad auf dem Gelände des ehemaligen Atomkraftwerks Würgassen zu errichten. In dem Logistikzentrum sollen Behälter mit fertig verpackten, schwach- und mittelradioaktiven Abfällen aus dezentralen Zwischenlagern für den Transport in das Endlager Konrad passgenau zusammengestellt werden. Damit wird eine zügige Einlagerung in das Endlager sichergestellt.